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Literaturcafé „Deutschland – Ein Wintermärchen“
20. August 2019 um 19:00 - 21:30
Das Literatur-Café trifft sich am 20. August zur gewohnten Uhrzeit, um über Heinrich Heines weltberühmte Satire „Deutschland. Ein Wintermärchen“ aus dem Jahr 1844 zu sprechen. Es ist der diesjährige175. Geburtstag von uns zu feiern:
Deutschland – Ein Wintermärchen
Kurzer Auszug aus dem Nachwort von Prof. Dr. Joachim Bark. Universität Stuttgart 1983
Das „Wintermärchen“ galt von Anbeginn als ausdrücklich politische Stellungnahme Heines. Zuletzt hat in einer großen Monographie Hans Kaufmann dafür argumentiert: Deutschlands Gegenwart, die zugleich seine schlechte Vergangenheit sei, Alt – Deutschland, werde hier parodistisch beschrieben, dagegen Deutschlands Zukunft in Visionen beschworen. Satire und Hymnus seien die entsprechenden literarischen Schreibweisen.
Nachdem auf den Karlsbader Konferenzen gefaßten Zensurbeschluß vom 20. September 1819 waren Druckschriften über 20 Bogen zensurfrei. Man nahm zurecht an, derart dicke Werke über 320 Seiten würden nur die wenigsten lesen. Weil das „Wintermärchen“ allenfalls zehn Bogen einnahm, überlegte Heine eine weitere Prosaschrift, eine Art literaturgeschichtlicher Plauderei. Kurzfristig dachte er auch daran, den „Atta Troll“ mit hereinzuholen, nahm aber dann das „Wintermärchen“ in die „Neuen Gedichte“ auf. Im Juli 1844 reiste Heine erneut nach Hamburg und überwachte den Druck des Buchs, den Campe aus politischen Bedenken verzögert hatte. Heine nahm hier einige Abschwächungen und Tilgungen gegenüber dem Manuskript vor, übte also Selbstzensur. Vor Auslieferung des Buchs schickte er die Druckbögen an Marx nach Paris zum Abdruck im „Vorwärts!“ (vom 19. Oktober bis 20. November 1844). Ende September 1844 wurden die „Neuen Gedichte“ samt dem „Wintermärchen“ durch Hoffmann und Campe in 3000 Exemplaren ausgeliefert, Anfang Oktober erschien mit einer Vorrede ein separater Druck, der ohne erhebliche Eingriffe durch die Zensur gelaufen war. Am 4. Oktober wurden die neuen Gedichte in Preußen beschlagnahmt, bald darauf erging eine Aufforderung Preußens an die anderen Bundesländer, das gefährliche Werk zu verbieten. Anfang November schon war eine zweite Auflage der „Neuen Gedichte“ in 4000 Exemplaren fällig. Am 12. Dezember 1844 erließ König Friedrich Wilhelm IV. die Anordnung, Heine bei Grenzüberschreitung zu verhaften..
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Im September treffen wir uns dann wieder am ersten Dienstag, dem 3.9. – Thema noch festzulegen. Vorgeschlagen sind u.a. neue Bücher von McEwan bzw. Karen Duve bzw. ein älteres von Klaus Modick, , zu denen Christian Brenscheidt von Seiten der Stadtbibliothek anmerkt:
Von „Deutschland – Ein Wintermärchen“ und „Kindeswohl“ haben wir genügend Bücher in der Ausleihe für das Literaturcafe. Von „Maschinen wie ich“ und „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ ebenfalls, die sind aktuell aber sehr gefragt und nur per Vormerkung zu haben. „Konzert ohne Dichter“ haben wir nur zweimal im Bestand.