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Literaturcafé – José Samarago: Die Reise des Elefanten

Dienstag, 4. November 2025 um 19:00 - 21:00

Liebe Freundinnen und Freunde der Literatur!

„Es ist ein wunderbar leichtes Buch über die allzu schweren Dinge des Lebens“ – so schrieb eine begeisterte Kritikerin im Jahr 2010, als der Roman von José Samarago „Die Reise des Elefanten“ in Portugal und auch in Deutschland erschien. Es ist ein Vermächtnis des im selben Jahr gestorbenen großen portugiesischen Schriftstellers, und da heutzutage die Lebensdinge bestimmt nicht leichter geworden sind, ist das Anlass genug, über dieses Buch des Nobelpreisträgers des Jahres 2008 zu sprechen.

Worum geht’s? Anfangs des 17.Jahrhunderts beschließt ein portugiesischer König, einen Elefanten namens „Salomon“ dem österreischischen Erzherzog Maxilmilian in Wien zum Geschenk zu machen. Kein Elefant geht freiwillig  einen Berg hinauf, habe ich jüngst erfahren… Der Dickhäuter muss nun mit seinem indischen Begleiter, dem Marabu, und einem Tross von Helfern und Begleitern die beschwerliche Reise über die Alpen antreten. Es ist die Zeit der Gegenreformation und der Inquisition: eine sehr gefährliche Zeit. Aber mit subtiler Weisheit und Geschick wird der Elefant von seinem Marabu begleitet. Die philosophischen und politischen Fenster, die beiläufig und souverän geöffnet werden erfreuen die LeserIn… (Barbara Held)

Der Elefant als Symbol der republikanischen Partei in den USA ist heute zur MAGA-Marionette verkommen. In Wirklichkeit aber symbolisiert er die Bewahrung des Lebens und steht für die Würde der Kreatur. In Saramagos Erzählung ist er die Verkörperung einer erdverbundenen poetischen Sozialutopie. Die Geschichte Salomons liest sich als universelle Passion – eine Leidensgeschichte jenseits christlicher Heilsversprechen, die der Erzähler mehr als einmal mit Hohn und Spott bedenkt. Saramago selbst sagt, die „Reise des Elefanten“ sei „eine Metapher für das menschliche Leben. (…) Wenn der Mensch anfängt, über das Schicksal des Elefanten nachzudenken (…) nun, im Grunde ist es unser aller Leben. Wir enden, sterben, unter Umständen, die zwar voneinander verschieden sind, aber im Grunde läuft alles auf den Tod hinaus.“ Zwei Winter nach der Reise später stirbt der exotische Gigant im kalten Wien.

Seine Ruhe und Gelassenheit hätten ihm geholfen, den Tod als etwas ganz Natürliches zu betrachten, gegen den man sich allerdings wehren sollte, bekennt der Autor in einem Interview schmunzelnd. Saramagos persönlicher Widerstand war sein Schreiben. In der Figur des Elefantenführers und weisen Narren Subhro zeichnet er seine eigene Karikatur. Schließlich ist Elefantengott Ganesha die Gottheit der Schreibkunst und der Weisheit. Deshalb ist die „Reise des Elefanten“ zugleich ein Bild für Saramagos Poetik. Schriftsteller wie Elefantenführer haben die gleiche Aufgabe: Die Achtung vor dem Leben zu bewahren und die Würde der Kreatur zu schützen.

Herzliche Grüße
Jens Clausen

Details

Datum:
Dienstag, 4. November 2025
Zeit:
19:00 - 21:00

Veranstalter

Jens Clausen
Telefon
01743949739

Veranstaltungsort

Kulturschmiede e.V.
An der Hütte 3
Wuppertal, NRW 42349 Deutschland
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