Zukunftscampus Digitalisierung:
Kiddies Day in der Kulturschmiede am 17. November 2018 von 10 – 12 Uhr
Kann man sich Roboter in einem denkmalgeschützten, dörflich anmutenden Umfeld vorstellen? Man konnte! Kinder und Jugendliche waren eingeladen, am 17. November im historischen Ortskern von Wuppertal-Cronenberg, genauer gesagt in der Kulturschmiede, verschiedene Lern-, Spiel- und einen Serviceroboter zu testen. Schon vor Beginn der Veranstaltung waren ein paar junge Menschen anwesend, die zu dieser Zeit noch in Ruhe die ‘robots‘ bedienen konnten. Denn gegen 10 Uhr änderte sich das schlagartig: zahlreiche Kinder in Begleitung ihrer Eltern füllten den großen Raum der Kulturschmiede und die digitalen Spielgeräte wurden alle schnell in Beschlag genommen.
Rainer Becker von der Entrance GmbH in Wuppertal präsentierte an diesem Vormittag allen Besuchern digitale Spielzeuge, die per App und mittels KI (Künstliche Intelligenz) gesteuert werden können.
Das Unternehmen ENTRANCE – Gesellschaft für Künstliche Intelligenz und Robotik mbH wurde in diesem Jahr übrigens in der Kategorie “Jungunternehmen des Jahres“ mit dem Wuppertaler Wirtschaftspreis gekürt.
Eine digitale Carrerabahn von Anki Overdrive mit einer Fahrbahn aus dünnen, flexiblen Matten, die über Magnete zusammengehalten werden, war aufgebaut und spielbereit.
Die Kinder konnten den Fahrzeugen am Tablet per App eine Aufgabe zuweisen und eine Lösung abwarten, denn jedes Fahrzeug scannt die Fahrbahn 500 Mal in der Sekunde. Unterstützt von der KI bestimmen Sensoren und Algorithmen Position, Geschwindigkeit und Weg. Alle Positionen der mitfahrenden Fahrzeuge werden für jeden Mitspieler analysiert. Tausende von Möglichkeiten über vier Dimensionen hinweg sind möglich, und es wird jedem Mitspieler immer die bestmögliche Strategie geboten. Die KI ‘denkt‘ immer mehrere ‘Züge‘ im Voraus. Sobald der ‚Plan‘ steht, wird er umgesetzt. An diesem Vormittag sah man auch den einen oder anderen Vater hier begeistert mitspielen.
Einer der drei Roboter, die Rainer Becker auf dem Tisch platziert hatte, war Cozmo. Er ist ein Mini-Roboter, der ebenfalls von der Firma Anki hergestellt wird. Mit ihm können Kinder spielen und auch Programmieren lernen. Cozmo besitzt die High Level-Qualitäten eines Tamagotchis und das Potential einer sogenannten ‘Emotion Engine‘. Die Reaktionen dieses kleinen Roboters sind variabel. Die Weiterentwicklung seiner Fähigkeiten, die er durch seine ‘Erlebnisse‘ in der Interaktion mit seinem ‘Besitzer‘ und den drei mitgelieferten Sensoren-Würfeln dazu lernt, sind vom Hersteller beabsichtigt. Er trainiert sein digitales ‘Gedächtnis‘ und setzt die Erfahrungswerte in positive oder negative Emotionen um, verhält sich in der weiteren Kommunikation entsprechend, wodurch er immer menschlicher erscheint. Mehr als 800 Emotionen kann Cozmo zeigen – in einer Kombination aus Bewegung, Sprache und Augenkontakt. Wenn er sich freut, zeigt er auch schon mal einen Wheelie. Er kann auch seinen Besitzer mit Hilfe seines kleinen Greifarms mit einem fistbump (Faustgruß) begrüßen und ihm auf die Hände springen. Ob diese Art der Kommunikation auch in der Kulturschmiede stattfand, könnten die jungen Besucher erzählen, die ihn testeten. In den Medien wird Cozmo als ‘Haustier der Zukunft‘ bezeichnet.
Ein Kamerad von Cozmo war Coji, ein kleiner Roboter für jüngere Kinder mit einfacher Programmierung. Er reagiert nicht nur auf Kippen, Schütteln und Stupsen, man kann ihn auch per App mit Hilfe von Emojis steuern. In der Kulturschmiede konnten die Kiddies mit ihm Spiele spielen, die das Erinnerungsvermögen, logisches Denken und Probleme innerhalb eines Spieles lösen. Schon Kindergartenkinder können mit Coji auf einfachste Weise Programmieren lernen.
Viel Aufmerksamkeit erhielt auch die ‘Leseeule‘, vorgestellt von Gerald Ram. Es handelt sich hierbei um ein intelligentes Vorlesegerät, das in der Lage ist, Kinderbücher vorzulesen, die ein Erwachsener vorher eingelesen hat. Die Sprache lässt sich sogar soweit verändern, dass sie wie eine Melodie klingt. Das Vorlesen in Fremdsprachen ist auch kein Problem, wenn die jeweilige Sprache vorher gespeichert wurde. So soll auch dem Kind beim Lernen von Fremdsprachen geholfen werden. Während des Workshops wurde diese Fähigkeit der digitalen Eule immer wieder ausprobiert: man hielt einen Finger auf ein Wort im Buch und die Eule sprach das Wort z. B. auf Englisch vor.
Die größte Attraktion dieses Vormittags war für die Neugierigen mit Sicherheit Pepper. Pepper ist ein humanoider Roboter, ein ‘companion robot‘, der darauf programmiert ist, Menschen und deren Mimik zu analysieren und auf diese Gefühlszustände zu reagieren. Er ist ein französisch-japanisches Gemeinschaftsprodukt. Schon sein kindliches Erscheinungsbild animierte die Gäste zur direkten Kontaktaufnahme. Pepper ist 1,20 m groß und noch vielseitiger als alle bislang hier vorgestellten Roboter. Das schlägt sich auch im Preis nieder, denn er kostet so viel wie ein neuer Kleinwagen. In der Kulturschmiede konnte man verschiedene Spiele mit ihm spielen – unter anderem ein Fragequiz, das auf dem Touchscreen seines Oberkörpers gezeigt wurde. Besonders spannend für die kleinen und großen Besucher war Peppers lustiges ‘Sich-Kaputt-Lachen‘ beim Streicheln seines Kopfes. Außerdem konnte man ihm Fragen stellen, die er lustig und locker beantwortete. Viele ließen sich gerne mit diesem außergewöhnlichen digitalen Kameraden fotografieren.
Der Workshop wurde mit Buchempfehlungen zu den Themen Digitalisierung und Robotik sowie mit Informationen zu Roboterethik abgerundet.
Andrea Bogner