„Mehr Denkanstöße – weniger Denkmalpflege“ Motto von Rainer Lucas

Wie soll und wie wird die Stadt Wuppertal ihren „größten Sohn“ feiern? Einen Sohn, der vor 200 Jahren als Fabrikant, Revolutionär, Philosoph, militanter Aktivist und Journalist gewirkt hat?

Rainer Lucas, einer der Kuratoren des Engelsjahr 2020, hat zu diesem Thema am 28.11.2019 – exakt am 199.Geburtstag von Friedrich Engels – in der Kulturschmiede e.V. in Wuppertal Cronenberg einen überaus anregenden Vortrag gehalten.

Mit einem Engels Zitat setzte Rainer Lucas gleich zu Beginn den Ton:“Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muss durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab“. Das gilt auch für die Frage, welche herausragenden Eigenschaften bei einer so vielfältigen und genialen Persönlichkeit wie Friedrich Engels heute – nach 200 Jahren – besonders gefeiert, bewundert oder kritisch hinterfragt werden sollen.

Dass im Engelsjahr 2020 keine tröge Geschichtsschreibung beabsichtigt ist machte Rainer Lucas mit dem Motto deutlich: “Mehr Denkanstöße, weniger Denkmalspflege“!

„Was können wir von Friedrich Engels lernen – oder auch nicht?“ lautete daher auch der Titel von Rainer Lucas Vortrag. Zweifellos hat das philosophische und politische Wirken von Friedrich Engels an der Seite von Karl Marx historisch die meisten Spuren hinterlassen. Oft vergessen wird dabei, dass es Friedrich Engels war, der mit der Schrift die „Dialektik der Natur“ den „Gesamtzusammenhang“ von Natur und Gesellschaft schon sehr früh thematisiert hat.

In der lebhaften Diskussion in der Kulturschmiede wurde klar, dass im Kontext der brennenden sozialen Fragen des 19. Jahrhunderts Engels weder die ökologischen Krisen des 21.Jahrhundert (z.B. Klimawandel, Artenverlust) noch die extreme Verselbständigung des Finanzkapitals gegenüber der realen Wirtschaft vorhersehen konnte. Aber Friedrich Engels hat in seinen Schriften einen bedeutenden Denkanstoß zur integrierten Analyse der sozialen und ökologischen Frage geliefert, die leider in der „Naturvergessenheit“ der heute vorherrschenden ökonomischen Theorien weitgehend verloren gegangen ist. Also: Es lohnt sich „von Engels zu lernen“, ohne zu vergessen, dass auch sein Denken durch die damaligen „Umstände“ geprägt wurde.